„poor man’s cigarette“
Beedis. Sie werden von Hand gerollt, sind dünner als Zigaretten und werden mit einem Faden zusammengebunden. Die „poor-man’s cigarette“ – also die „Zigarette der Armen“ besteht aus einem Tendublatt, welches mit Tabak und/oder anderen Kräutern gefüllt wird und wegen des günstigen Preises hauptsächlich von Indiens ärmeren Bevölkerungsschichten geraucht wird.
Die „Himalaya-Beedi“-Manufaktur liegt mitten in Mysores geschäftiger Innenstadt. Es ist ein unscheinbares Gebäude, das von außen wie ein gewöhnliches Wohnhaus aussieht. Über ein paar Stufen gelangt man in den Produktionsraum, der relativ dunkel aber angenehm kühl ist. Die Arbeiter sitzen im Schneidersitz auf Bambusmatten am Boden und sind ganz vertieft in ihre Arbeit.
Einer von Ihnen ist Sharif. Er ist 63 Jahre alt und arbeitet bereits seit 50 Jahren hier. Auf einer Plastikablage auf seinem Schoß liegen seine Arbeitsutensilien ausgebreitet: die zugeschnittenen Blätter des Tendu-Baums, Tabak und ein kleines Knäuel neonrosa Bindfaden. Maschinen werden keine benötigt, die Herstellung der Beedis ist reine Handarbeit. Während Sharifs Hände flink rollen, stopfen und binden, erzählt er, dass er an einem einzigen Arbeitstag rund 3.000 Stück der „Arme-Leute-Zigaretten“ herstellt. Die Arbeit ist zwar nicht besonders anstrengend, erfordert aber etwas Geschick und Fingerfertigkeit.
Man hat das Gefühl, dass die Männer – trotz des niedrigen Lohns von 200 -300 Indische Rupies pro Tag (entspricht drei bis vier Euro) – gerne hier arbeiten. Viele von ihnen sind, wie Sharif, schon seit Jahrzehnten bei der Firma beschäftigt. Aus Kollegen sind Freunde geworden. Sie scherzen miteinander, teilen mitgebrachtes Essen und rauchen die soeben gerollten Beedis.
In und um Mysore gibt es zirka 200 solcher Beedi-Manufakturen. Die fertigen Beedis werden in Softpacks zu 25 Stück abgepackt und um 20 Indische Rupies pro Packung verkauft. Von den Vertreibern werden Beedis gerne als natürliche Alternative zu Zigaretten angepriesen – die üblichen Warnhinweise auf den Packungen sind aber keineswegs fehl am Platz. Für Beedis wird zwar kein Papier verwendet, aber verglichen mit einer normalen Zigarette inhaliert der Raucher bis zu dreimal mehr Nikotin und sogar fünfmal mehr Teer, weil Rohtabak verwendet wird. Der Beliebtheit der „poor man’s cigarette“ tut dieser Umstand jedoch keinen Abbruch.

One thought on “Beedi Factory”

  1. Wie immer, toller Bericht und tolle Fotos!
    Danke für die Möglichkeit mit euch “mitzureisen”!
    Liebe Grüsse
    Marlene

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