Java is ganz anders als Bali. Während man auf Bali nur wenige muslimische Erdenbürger sieht – oder diese sich nicht zu erkennen geben – läuft auf Java kaum eine Frau ohne Kopftuch herum. „Serve no Pork“ steht an den Eingängen der meisten Straßenküchen. In den Hotelzimmern zeigt ein Pfeil nach Mekka und der Muezzin reißt uns regelmäßig aus dem Tiefschlaf.
Banyuwangi heißt der verschlafene Ort, an dem die Fähre aus Bali anlegt. Eigentlich wollen wir ein Moped leihen und alleine den Ijen Vulkan erkunden. Aber hier will uns niemand einen Roller leihen. „Too many accidents“ sagen sie alle und schütteln den Kopf. Von Versicherungen hält man hier nicht viel. Im einzigen Tourismusbüro des Städtchens treffen wir Clemence und Olivier, ein Pärchen aus Paris, die die gleichen langen Gesichter ziehen wie wir, als sie den Preis für die Vulkan-Tour sehen. Die Beiden sind auch gerade aus Bali angekommen und haben für die nächste Woche einen ähnlichen Plan also beschließen wir gemeinsam Java zu erobern – so ganz unsympathisch ist man sich nämlich nicht.
Wir engagieren Pepe, der seine Dienste als Tourguide bereits auf der Fähre angeboten hat und starten am nächsten Tag.
Obwohl als „beste Safari Asiens“ angepriesen, ist unser 4stündiger Marsch durch die Savanne eher ein Versteckspiel mit den Hirschen. Näher als hundert Meter lassen sie uns nie heran, ein paar Pfaue und Afferl zeigen sich noch, aber die sind nicht wirklich erwähnenswert. Dafür erwartet uns am Ende des Marschs ein recht netter Strand – den Traumstrand von dem Pepe erzählt hat, findet er – trotz halbstündigem Irrlauf durch den Dschungel mit uns im Schlepptau und auf uns eine Trillion Gelsen – selbst nicht mehr. Auf der Rückfahrt haben wir dann unerwartet einen echt schönen Blick auf den Vulkan Merapi mit Savanne im Vordergrund und sehen sogar einen ganzen Haufen Hirsche und Rehe.

Mitten in der Nacht starten wir dann unsere Ijen-Vulkan-Eroberung. Punkt ein Uhr nachts holt uns Pepe ab und wir tuckern über eine Holperstraße Richtung Vulkan. Ausgerüstet mit Taschenlampe und allen „warmen“ Kleidungsstücken die wir haben – dort oben ist es nämlich arschkalt in der Nacht – stapfen wir in der Dunkelheit den steilen Weg hinauf. Etwa eine Stunde später sagt Pepe, wir seien jetzt oben – sehen tun wir aber nicht viel außer den Rand des Abgrunds den unsere Taschenlampen ausleuchten. Jetzt beginnt der Abstieg in den Krater. Die schmalen Pfade sind eher eine Kletterpartie und immer wieder müssen wir warten und den Sulfur-Arbeitern, die ihre schwere Last nach oben schleppen Platz machen. Seit ein Franzose bei dieser Kletterpartie in den Tod gestürzt ist, ist es eigentlich verboten in den Krater hinabzusteigen. Zum Glück ist Pepe das egal.
Dann sehen wir sie endlich – die „blue Flame“, brennender Schwefel, dessen Flamme in der Nacht blau leuchtet. Unten, im Krater angekommen, beobachten wir eine Weile die blaue Flamme, versuchen erfolglos sie gut zu fotografieren und wenden uns schließlich den Arbeitern zu, die das leuchtend gelbe Sulfur aus dem Stein schlagen, in Stücke zerteilen, in Körbe laden und schließlich schultern um es den ganzen Weg raus aus dem Krater und den Berg runter zu schleppen. Manche tragen bis zu hundert Kilo und das zwei Mal am Tag. Mehr über die Sulfur Arbeiter und Martins tolle Bilder gibt’s aber dann in einem eigenen Blog-Eintrag. Und stinken tut das Zeug…jedes Schwefelbad ist ein Genuss für den Riechkolben im Verlgeich dazu.Wir haben zwar Gasmasken bekommen aber außer cool ausschauen tun die nicht viel. Unsere Pullis stinken übrigens immer noch nach Schwefel obwohl die in der Zwischenzeit schon ein paar Waschmaschinen von innen gesehen haben.
Als dann die ersten Sonnenstrahlen langsam Licht ins Dunkel bringen und man sich einmal um die eigene Achse dreht sieht man den Krater, dessen Felsen majestätisch hunderte Meter rund um uns in die Höhe ragen, das Sulfur leuchtet neongelb und der wunderschöne türkise Vulkansee nur ein paar Schritte entfernt tät uns ja glatt zum Baden reizen wenn er nicht so ätzend wäre. Wir wollen unsere schön gebräunte Haut schließlich noch ein bisschen behalten.

Am nächsten Tag geht’s zum Sonnenaufgang zum Vulkan Bromo. Jeep an Jeep stehen wir im Stau einer Art Völkerwanderung zur Aussichtsplattform. Nasenspitze an Nasenspitze sind wir dann mit hunderten anderen Touristen auf Plattform und warten auf den angeblich so einzigartigen Sonnenaufgang. Obwohl wir solche Massenansammlungen an Touris eigentlich versuchen zu vermeinden, müssen wir schon zugeben dass der Sonnenaufgang mit Bromo im Nebel tatsächlich wunderschön war. Kurz darauf bewegte sich die Völkerwanderung inklusive uns vier von der Aussichtsplattform per Jeeps zum Bromo Plateau, wo ein Tempel mitten in der Aschelandschaft steht und Stufen rauf zum Krater führen. Oben angekommen, ein steiler Abgrund, direkt bis zum Kratersee – von Absperrungen halten die hier genau so viel wie von Versicherungen. Spätestens hier bekommt man den Eindruck, dass Java ganz vorne in der Schlange stand, als es um die Verteilung von Naturschönheiten ging.

Immer noch mit Clemence und Olivier im Schlepptau – die mittlerweile ernstzunehmende Gegner im Shithead (Kartenspiel) spielen geworden sind – geht’s im Jeep nach Yogyakarta, das aber alle nur Yogya nennen.
Dort müssen wir schon wieder früh aufstehen – wir wollen nämlich vor dem Massenansturm beim berühmten Borobudur-Tempel sein. Und der ist echt ein beeindruckendes Bauwerk. Wie aus kleinen Whirlpools schauen die unzähligen Buddha-Statuen aus ihren Mini-Stupas heraus und meditieren im sanften Licht des Sonnenaufgangs.
Das Unesco-Weltkulturerbe, ist auf jeden Fall eines der beeindruckendsten und spirituellsten Bauwerke die wir bisher besucht haben.
Um die Stadt Yogya zu erkunden leihen wir uns ein Moped. Auf die Frage ob das Ding versichert sei, heißt es, wir sollen einfach aufpassen, dass nix passiert. Blöd nur wenn dann doch was passiert. Ein kleiner Tetscher, den uns ein Mädel auf einem Moped verpasst hat, während sie einem auf der Straße wankenden „Orang“ – also Menschen – ausweichen musste. Sie murmelt kurz „sorry“ und schwupps, gibt sie auch schon wieder Gas. Wir hinterher, den Kratzer wollen wir nämlich nicht bezahlen. Nach kurzer Verfolgungsjagt, stellen wir sie zur Rede. Ihr Wortschatz in Englisch beschränkt sich auf „sorry“, was uns jetzt auch nicht weiterhilft. Sie fängt fast an zu weinen und murmelt ständig „blablalba Orang“ was wahrscheinlich heißen soll dass der böse Orang Schuld hat. So kommen wir nicht weiter, also düsen wir alle zusammen zum Freund und Helfer, der Polizei. Die machen nicht viel außer Dolmetscher spielen und posieren sogar mit uns für Fotos. Zum Glück war der Kratzer so klitzeklein, dass er bei der Rückgabe gar nicht aufgefallen ist.

Hier in Yogya gibt es aber noch eine andere Sehenswürdigkeit zu der sich kaum ein Tourist verirrt. Also perfekt für uns. Dieses Abenteuer hat aber seinen Preis – zwar einen fairen, muss man sagen – aber für unser Backpacker-Budget eindeutig zu hohen. Nach ewigem, „Nein, Ja, Vielleicht, Was meinst du?“ hat Olivier die Münze gezückt und die hat entschieden zur Jomblang Höhle zu fahren.
Mitten in der Pampa, ungefähr zwei Autostunden von Yogya, liegt sie versteckt in einem kleinen Kaff. Das Search-and-Rescue Team hat sich bei der Höhle angesiedelt und verdient ein bisschen Geld damit, Touristen in die Höhle abzuseilen. Sechzig Meter geht es vertikal nach unten. Können muss man dafür nix, wie ein Sack am Seil hängen muss nicht wirklich geübt werden. Von dort geht’s zu Fuß in die eigentliche Höhle hinein. Mit jedem Schritt wird es dunkler, bis nur noch der schwache Schein unserer Kopftaschenlampen gerade genug Licht für den nächsten Schritt gibt. Die vielen Gruselgeschichten, von Menschen die in der Höhle verschwunden sind pumpt Adrenalin durch unsere Adern. Man hört den Fluss, der durch die Höhle läuft, plätschern und plötzlich sieht man diesen magischen Lichtkegel. Wow, was für ein Anblick! Nur etwa eine Stunde am Tag, dann wenn die Sonne am höchsten steht, finden die Sonnenstrahlen ihren Weg in die Höhle.
Wieder zurück in Yogya gibt’s dann noch Western-Food und Abschiedsbier mit unseren neuen französischen Freunden. Au revoir & bon voyage Clemence & Olivier!

Das nächste Highlight wartet in Jakarta auf uns.  Wir finden über Couchsurfing (bissi Werbung für die gute  Sache) einen netten Host. Mega heißt sie, ist 28 und lebt mit ihrer Familie in einem Randbezirk in Jakarta. Übermüdet, nach 8 Stunden im Nachtzug, wollen wir eigentlich nur schlafen, aber als Mega erzählt, dass sie zu einer Pressekonferenz mit Xabi Alsonso geht, ist Martin plötzlich putzmunter. Wir wollen mit! Als uns Mega durch die Kontrollen am Eingang zur Pressekonfernz schleust, fühlen wir uns wie Geheimagenten. Getarnt als Pressefotograf und Assistentin, plündern wir das Buffett. Xabi kommt, lächelt, beantwortet ein paar Fragen, winkt, lächelt und geht wieder. Geil wars, und am Ausgang bekommen wir sogar noch ein Geschenksackerl voll mit Goodies. Danke Mega!
Ansonsten ist Jakarta ähnlich wie viele andere großen Städte Asiens, zu viel Smog, viel zu heiß und viel zu viele Menschen. Wir besichtigen die größte Moschee Südostasiens, Masjid Istiqlal . die übrigens vom einem christlichen Architekten erbaut wurde. Schönes Ding, vor allem bei Sonnenuntergang wenn das Licht so schöne Muster auf den Boden wirft und der Muezzin die Gläubigen zu ihrem Abendgebet ruft.

Wenn ihr mal auf Java seid, müsst ihr übrigens unbedingt Bus fahren. Wir nennen sie nur noch „Festival-Busse“, es wird gedrängelt, geraucht und ständig steigen Solo-Sänger, Gesangsgruppen oder sogar ganze Bands ein, singen ein paar Minuten mehr oder weniger gut, sammeln ihre Künstlergage ein und machen Platz für die nächsten Künstler, die sich präsentieren wollen. Einmal hat uns eine Band mit Geige, Gitarre und sogar Schlagzeug ein Stück begleitet. Wer braucht schon Novarock und Frequency wenn man hier auf Java Busfahren kann.

Unser nächstes Ziel ist Borneo. Dort erwarten wir uns unberührten Dschungel, Orang Utans, schöne Strände und geile Tauchgänge. Ob unsere Erwartungen erfüllt werden, das nächste Mal!

 

One thought on “Abenteuer Java”

  1. Unglaublich was ihr da wieder alles gesehen und erlebt habt!!!!
    So schöne Fotos, besonders von der Jomblang Höhle, wow!!!
    In so einem Festivalbus würde ich es mir auch gerne gemütlich machen :-)
    Liebe Gruesse
    Marlene

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