Wir spazieren durch die engen Gassen. Vorbei an alten chinesischen Pagoden. Eigentlich werden wir eher geschoben. Mit der Menschenmasse mit. Chinesische Lampions, wie man sie auch von heimischen China-Restaurants kennt, glühen rot und tanzen im Wind. Vorbei an bunten Ständen voll mit „Markenware“ aus China, brutzelnden, brodelnden Garküchen mit dampfenden Kochtöpfen. Enten, Gänse und Hühner hängen verführerisch knusprig an Haken in den Vitrinen. Unterschiedlichste Gerüche und fremde Geräusche begleiten uns. Eine Mischung aus alt und neu. Die Farben rot und gold dominieren das Bild. Wir sind in Sungapur`s Chinatown. Und mittendrin in dem ganzen Gewusel steht Erich mit seinem Würstelstand. Erich kommt aus Österreich und versorgt die Singapurer seit Jahren mit echten österreichischen Käsekrainern, Burenwürsten und knusprigem Vollkornbrot. Angeblich die besten Würstchen in Asien – behauptet zumindest der Erich selbst. Ob das stimmt, würden wir liebend gerne testen, aber Jenney drängt zum Weitergehen. Heute stehen ganz andere Köstlichkeiten auf dem Speiseplan.

Jenney und ihr Freund Paul sind unsere Couchsurfing-Gastgeber, stammen aus den USA und arbeiten zur Zeit in Singapur. Bei ihnen dürfen wir in einer Wohnung mitten im Stadtzentrum mit einem Wahnsinns-Ausblick auf das Esplanade-Theater – das von allen eigentlich nur „The Durian“ genannt wird weil das Gebäude mit seinen unzähligen Zacken die Form der Stinkefrucht hat – auf der freien Mini-Couch schlafen. Nach stundenlangem erfolglosen Drapieren von Körperteilen – einer von uns hat immer einen Ellbogen im Auge oder eine Zehe in der Nase – schläft Martin am Boden und am nächsten Tag ziehen wir ins Hostel. Egal, zurück zu Paul. Er und Jenney zeigen uns heute Abend was Singapur kulinarisch zu bieten hat.

Grinsend wie ein Honigkuchenpferd kommt Jenney zurück an den Tisch. „Ich hab einfach mal für alle bestellt“, sagt sie augenzwinkernd. Paul runzelt die Stirn. Wir sind gespannt.
Hühnerkrallen, Froschschenkel, „century old eggs“ in Grießbrei und Tofu in der Konsistenz von Wackelpudding werden serviert. Jetzt runzeln wir auch die Stirn.

Die Beinchen der schleimigen Hüpfkameraden sind ja nicht nur in China beliebt und ehrlich gesagt, sind die tatsächlich ziemlich lecker. Schlecht fürs Karma aber, immerhin muss man gleich ein paar Dutzend niedermetzeln damit man satt wird. Die „century old eggs“ sind natürlich nicht wirklich hundert Jahre alt – wie alt genau, trauen wir uns dann aber doch nicht fragen. Vor den Hühnerkrallen hats uns dann aber schon bissi gegraust. Wie kleine, runzelige Babyhände starren sie uns vom Teller entgegen. Und auch wenn man die Dinger schon im Mund hat, wird man das Gefühl nicht los das Baby vom Nachbarn zu verspeisen.
Wenigstens hat Jenney uns den Schweinsohrensalat und Hühner-Anus am Spieß erspart – das essen die Asiaten nämlich auch sehr gern.
Zur Nachspeise gibt’s Durian. Wegen ihres unverkennbaren, intensiven Gestanks Geruchs, hängen am Eingang der meisten Hotels große „NO DURIAN“ Schilder. Aber alle Asiaten sind so verrückt nach der Frucht, dass sie sie sogar „Königin der Früchte“ nennen. So schlimm wie sie riecht, kann sie also nicht schmecken.
Ooooh doch, kann sie – sogar noch viel schlimmer. Der Geschmack einer alten, faulen Zwiebel gemischt mit dezentem Bananenaroma macht sich intensiv auf den Geschmacksknospen der Zunge breit. Wuäh!!!! Unsere Gesichter sehen aus als hätten wir grade einen epileptischen Anfall erlitten und wieso haben wir schon wieder keine Wasserflasche griffbereit??? Wieso lieben das denn alle Asiaten? Ein zweiter Bissen, nur um sicher zu sein. Nope, immer noch widerlich. Paul ekelt sich genauso wie wir, während Jenney sich freut, dass mehr für sie übrig bleibt. Vielleicht probieren wir ja auch wieder einmal Durian – im nächsten Leben.

Zur Beruhigung der Geschmacksnerven gönnen wir vier uns ein paar Bier mit Live-Musik am Fluss bevor wir Jenney und Paul Goodbye sagen müssen.
So, jetzt wisst ihr was es in Singapur zu Essen gibt, aber immer noch nicht wie es dort aussieht. Ist aber auch nicht so wichtig, denn wie gesagt, hier dreht sich alles ums Essen. Und falls nicht, dann ums Shoppen. Riesige Einkaufszentren gibt’s in der Stadt und Martins Suche nach einer Suunto Tauchuhr führt uns in alle davon – wirklich alle, bis wir kurz vorm Aufgeben doch noch fündig werden und meine platt gelaufenen Füße mit Martins strahlendstem Lächeln entschädigt werden.
Unser Stadtrundgang durch Singapur ist eher langweilig. Alles ist sauber, supersauber. Am Liebsten möchte man die Schuhe ausziehen, um nichts dreckig zu machen. Die Wolkenkratzer sind alle neu und ultramodern, die Menschen alle perfekt gestylt. Mit unseren alten, löchrigen Backpacker T-Shirts passen wir irgendwie nicht hierher. Man kommt sich ein bisschen vor wie im Film „Die Frauen von Stepford“ und wartet nur darauf, dass sich alle Singapurer die Haut von den Gsichtern ziehen und als Roboter entpuppen. Diese Stadt ist zu steril, zu perfekt. Die strengen Richtlinen, und die unzähligen Verbote lassen kaum Raum für Individualität. Was auf der Strecke bleibt ist der Charme, das Markante, die Ecken und Kanten, die eine Stadt und ihre Bewohner erst so richtig interessant werden lassen. Auf der anderen Seite, gibt’s aber auch kaum Kriminalität – ob das etwas mit der Todesstrafe zu tun hat, die dort nicht nur bei Mord sondern auch bei einigen anderen Vergehen verordnet wird? Paul meint dazu nur trocken“Wenn man sich richtig verhält, hat man auch nichts zu befürchten.“

Unser nächstes Ziel ist Borneo – wo die Jäger ihr Abendessen mit „selbstgebastelten“ Pistolen erlegen. Welche Strafe darauf wohl in Singapur stehen würde….

One thought on “It’s all about the food – Singapore”

  1. Schweinsohrensalat und Hühner-Anus am Spieß???Das ist ja furchtbar!
    Aber gut dass ihr keinen Stop in Taiwan macht, da ist die Spezialitaet “stinky tofu” und der Geruch erinnert schwer an Kuhfladen…Waeeeeee!!!
    Liebe Gruesse
    Marlene

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