OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Visaverlängerung auf den Philippinen. Anleitung wie man sich KEINE Freunde macht. Schritt 1: 15 Minuten vor Wochenende mit dem Visa-Verlängerungs-Antrag im Immigrationsbüro auftauchen. Schritt 2: kaltblütigst die unmotivierten lauten Seufzer und das dezente Augenrollen der Beamtin ignorieren. Stritt 3: kein Bargeld dabei haben. Schritt 4: erst 40 Minuten später in Slow Motion vom Bankomaten zurückkommen.
Den Stempel im Pass haben wir, die Hängematte ist im Rucksack und wir beginnen unsere Suche nach den Traumstränden der Philippinen.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAEl Nido, früher mal ein idyllisches Fischerdorf, hat sich mittlerweile in Backpackerkreisen rumgesprochen. Die Fischer stört das nicht, ein Tourist bringt schließlich mehr Geld als das gleiche Gewicht in Fisch. Das Dorf ist umgeben von steilen Kalksteingebirgen und vielen kleinen Inseln mit einsamen Buchten, weißen Stränden und bunten Korallenriffen. Schönheit fehlt dem Dorf also nicht, ein Bankomat allerdings schon. Hätte man vorher wissen sollen. Hätte man auch vorher wissen können – wenn man in der Bibel der Backpacker alias Lonely Planet nachgeschaut hätte. Den schleppen wir aber eher Pro-Forma mit uns herum und deshalb müssen wir jetzt sparen. Dass sich die Putzfrau dann auch noch ungefragt Geld von uns „leiht“ ist natürlich doppelt blöd. Kurz darauf waren wir wieder auf Punkt 1 der To-do-Liste, nämlich der Hotelsuche, aber das Diebsgut haben wir eiskalt zurückerobert. Putzfrau 0:1 Hobos. HA!
OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Tage verbringen wir mit Schnorcheln, erkunden per Kajak die einsamen Strände und sekkieren die heimischen Sandbewohner. Die Abende verbringen wir mit Sara und Xavier am Strand, wo wir die 1-Liter-Bierflaschen reihenweise leeren, unsere coolsten Moves in der Dorfdisco herzeigen und vor dem Schlafengehen eine kollektive Hot-Dog-Suche veranstalten.
Von El-Nido geht’s nach Coron. Vier Stunden mit dem Auslegerboot durchs offene Meer heißt es. Nein, nicht vier Stunden, sondern ganze acht Stunden werden wir von den meterhohen Wellen hin- und hergeschleudert während uns die Sonne auf den Kopf knallt. Martins Vorschlag Proviant mit aufs Boot zu nehmen wurde von der anderen Hoboshälfte abgelehnt. Wie Brathenderl in Salzkruste fallen wir zu Sonnenuntergang aus dem Boot und Martins knappes „Told you!“ sorgt in dem Moment nicht gerade für Turteltäubchenstimmung.
OLYMPUS DIGITAL CAMERADie stinkende kleine Hafenstadt ohne Strand ist nichts Besonderes aber es ist ein El-Dorado für Wracktaucher. Insgesamt elf japanische Kriegsschiffe wurden in Coron Bay am Morgen des 24ten September 1944 von den Amis versenkt. Falls euch interessiert wie das passieren konnte, hier: http://www.coronwrecks.com/history.htm. Mit Lee und Pauline, ein amerikanisches Pärchen auf 6-Monats-Pre-Hochzeits-Flitterwochen, betauchen wir drei OLYMPUS DIGITAL CAMERAder Wracks. Die „Akitsushima“ – ein 118 Meter langes Kampfschiff auf 36 Metern Tiefe, die „Olympia Maru“, ein 122 Meter langer Frachter, und die „Okikawa Maru“, ein 168 Meter langer Tanker. Und ganz ehrlich: es war der Wahnsinn!
Wir schwimmen vorbei an einem Kran, der zu besseren Zeiten Seeflugzeuge aus dem Wasser gehoben hat und jetzt als Zuhause von Barrakudas und anderen Meereskreaturen sein Dasein fristet. Das Deck ist übersät mit Korallen in allen Farben und Formen. Wir tauchen in die Wracks hinein. Wie cool ist das denn? Drinnen ist es stockfinster und ein bisschen gruselig. Nur die kleinen Taschenlampen beleuchten unseren Tagtraum. Fast kann man die japanischen Soldaten sehen wie sie hier gegessen, Karten gespielt und an ihre Lieben zu Hause gedacht haben. Wir schwimmen vorbei an Treppen und Luftschächten, durch Türen und vorbei an Fenstern, hinein in den Maschinenraum. Wir tauchen durch die schmalen Gänge, immer achtsam sich nicht zu schneiden oder hängen zu bleiben. Mehr als zehn Minuten erkunden wir das Innere der „Okikawa Maru“. Hier ein Video von Vimeo, damit ihr euch das Ganze bissi besser vorstellen könnt – zwar nicht von uns, aber mit unserem französischen Dive-Instructor Olivier http://vimeo.com/38673221.
Pier at baracuda lake, Coron, PhilippinesUnser nächster Tauchtag mit Olivier führt uns zum Barracuda Lake. Ein Süßwassersee auf einem Vulkankrater kaum 50 Meter von der Küste. Hä? Süßwasser mitten im Meer?.
Angeblich einer der einzigartigsten Tauchplätze der Welt. Naja, ob das wirklich die 30 Euronen wert ist? Keine Stachelrochen, keine Haie und auch sonst ist dort nicht viel los. Nur ein einsamer Barrakuda zieht angeblich seine Kreise in dem Süßwassersee, der dann doch 25% Salzwasseranteil hat. Olivier meint „Wenn es einen Tauchplatz gibt an dem man nackt tauchen sollte, dann ist es hier!“ Das hat uns überzeugt. Nicht nackt, sondern in voller Montur mit den BCD’s, Gewichtern und Tanks geht’s über einen steilen Treppenpfad zum See. Grün funkelnd wie ein Smaragd, umgeben von silbernen Kalksteinfelsenzacken sieht er aus als wäre er die Photoshop-Fantasie eines guten Grafikers. Crazy.
Wir springen ins Wasser und sinken sofort Richtung Boden. Ooops! Uns fehlt der gewohnte Salzwasser-Auftrieb. Luft in den BCD und angenehme 28 Grad Oberflächentemperatur genießen. Um uns herum wolkenkratzerhohe Unterwasser-Steinformationen. Wir tauchen die Felsen entlang und finden ein großes Schrimp welches nach Einladung ein paar Sekunden auf unserer Hand herumtanzt. Auf zirka fünf Metern Tiefe dann die erste Thermocline. Die Barriere kreiert eine sichtbare Grenze zwischen den beiden Wasserschichten. Es sieht ein bisschen so aus wie heiße Luft in sengender Hitze über dem Asphalt flirrt und flimmert. Passiert man im Sinken diese „Grenze“ spürt man das heiße Wasser zuerst an den Zehen und dann an den Unterschenkeln hinaufwandern.
IMG_3307Plötzlich hat das Wasser zehn Grad mehr – fast 40 Grad. Wie in einem riesigen Whirlpool. Taucht man mit dem Kopf voran ins heiße Wasser, weckt das Erinnerungen an Hummer – die landen ja auch immer mit dem Kopf zuerst im Kochtopf, die Armen. Kurz vor dem Hitzekoller sinkt man durch die nächste Thermocline wieder in eine kühlere Wasserschicht. Ein paar Minuten Spaß a la Kopf kühl – Körper kalt und umgekehrt, bevor wir zum Grund sinken. Wir gleiten über dem Boden, der aussieht wie fester Sand oder Erde, da steckt Olivier auf einmal mit dem halben Oberkörper im Grund. HUH?!? Wir wollen auch! Los geht’s! Der Arm wandert vorsichtig Richtung Boden und – TATAA!! – Ohne jeglichen Widerstand verschwindet er. It’s magic und saucool!
Tauchen in Coron war eines der besten Dinge unserer Reise. Wir kommen bestimmt zurück. Kannst das Bier schon kalt stellen, Olivier!
IMG_7871Das Essen auf den Philippinen ist da eine andere Sache. Eine Art unfreiwillige Paleo-Diät. In den Straßenküchen lauter Töpfe voll mit Rind, Schwein, Huhn und Innereien. Gemüse essen ist hier scheinbar ziemlich uncool. In der Nationalsüßspeise Halo-Halo, eigentlich eine ziemlich schweinische Mischung aus zerstoßenem Eis, Kondensmilch, Wackelpudding, süßen roten Bohnen, Mais und kandierten Früchten, finden wir den optimalen Gemüseersatz. Und lecker ist das Zeug! Außerdem finden wir, dass frischer Mangosaft mit Popcorn und die weltbeste Nussmischung „Ding-Dongs“ täglicher Bestandteil eines ausgewogenen Ernährungsplans sein sollte.
Außer Fleisch lieben die Filipinos Karaoke, das sie Videoke nennen. Schließlich ist man mit den Japanern nicht gerade befreundet. Wir reißen eine richtige Paranoia auf. Ständig werden wir verfolgt von Mariah Carey und Celine Dion in voller Lautstärke und der falschen Tonlage. Wuah, da rinnts einem gleich wieder kalt über den Rücken runter. Obwohl ein Lied finden auch wir toll: http://www.youtube.com/watch?v=DSjD_JZWv0U Gaaanz groß im Moment und obwohl wir natürlich kein Wort verstehen können wir trotzdem jedes Wort mitsingen. Muss man aber bis zum Refrain anhören, ab dann wird’s erst gut – oder sind wir schon zu lange in Asien?
Nicht nur Karaoke, sondern auch Zocken wird schon von Kindesbeinen an perfektioniert. Überall Snooker-Hallen, Pseudo-Roulette-Tische und gleich neben dem Mini-Riesenrad hinter dem Hafen ist die Kinder-Glücksspiel-Hölle. „All in!“ – bis zum letzten Gummibärchen. Hab ich schon erwähnt wie cool es auf den Philippinen ist?
Für Martins Wirtschaftsblatt-Kolummne und unser neues Projekt BildundGschicht mieten wir ein Boot zu einer Perlfarm, drei Stunden von Coron und Augustin plaudert alle Geheimnisse der Perlenzucht aus. Den ganzen Artikel dazu gibt’s hier.
Nachdem unser Flug von Coron OLYMPUS DIGITAL CAMERAnach Cebu kurzerhand storniert wurde – nein, nicht von uns! – werden wir umgebucht nach Tagbilaran, wo wir eigentlich soundso hinwollten aber der Flug zu teuer war, (An dieser Stelle mal wieder lieben Dank ans Karma!) und Mary bringt uns mit dem Boot auf ihr Paradies Pamilacan, wo wir die dunkle Seite der Nacht kennenlernen.
Pamilacan ist tatsächlich ein Paradies – und zwar ein Unentdecktes. Das gibt es: einen schönen Strand, eine Kirche, nette Fischerfamilien und ein atemberaubendes Hausriff. Das gibt es nicht: andere Touristen, Strom, Hotels, fließend Wasser, Klospülungen.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAOhne Strom gehen sogar wir früh schlafen und stehen kurz nach Morgengrauen auf. Karten spielen, in der Hängematte baumeln, Schnorcheln, Fische, Hunde, Katzen, Ziegen, Hühner und Kinder sekkieren, das ist unser Tagesablauf.
Wir lernen wie man Tintenfische fischt. Von acht Uhr abends bis zwei Uhr morgens sind wir mit Mary’s Söhnen am Boot. Bunte Discolichter zieht die Tintenfische magisch an – gibt wohl nicht so oft ne coole Party mitten im Meer. Unser Fang wird noch sofort an Bord gegrillt und verspeist.
Martin ist begeisterter Fischer, geht auf Thunfisch-Jagd und sein Fang landet sofort als Ceviche auf unserem Mittagstisch. Wir genießen unsere Zeit bei Mary und fühlen uns fast schon IMG_3559als Teil der Familie. Und frischer Fisch zwei Mal am Tag ist eine super Abwechslung zur unfreiwilligen Fleisch-Diät.
Nach fünf Tagen bei Mary – ja, dort fahren wir bestimmt auch nochmal – geht’s nach Bohol zu den berühmten „Chocolate Hills“. Die Mopedfahrt dauert ewig und dann gibt’s dort tatsächlich keine Schokolade!!! Erinnert ein bisschen an Katzenzungen, Leberkäse und Marmorgugelhupf. Lustig sehen sie aber schon aus die 1250 halbkugelförmigen Hügel. Wie ein Planet voll mit halben Kinderüberraschungseiern. Der Haupthügel mit Aussichtsplattform ist uns zu touristisch, wir wollen unseren eigenen Chocolate-Hill erobern. Wir cruisen ein bisschen herum, Auswahl gibt’s genug. IMG_4786Der da! Jetzt müssen wir nur noch den Besitzer fragen ob wir seinen Hügel in seinem Garten besteigen dürfen – scheint ihm egal zu sein. Mehr als ein verwundertes Schulterzucken bekommen wir nicht als Antwort. Das reicht uns. Oben angekommen stehen wir hüfthoch im Gras und vor dem „Gipfelkreuz“. Tolle Aussicht, tolles Gefühl, toller Moment.
Nächstes Ziel auf unserer Liste: Malapascua. Eine kleine Insel voll mit Hotels, Resorts, Bars, Restaurants und Tauchschulen. Zum Glück ist Regenzeit und außer uns fast niemand da. Eine Tauchschule lädt uns ein zum „Herbstputz“. Für den guten Zweck beziehungsweise gratis Barbeque und Bowle tun arme Backpacker fast alles also rein in den Wetsuit und ab zum Müll einsammeln unter Wasser.
IMG_4950Das Besondere an Malapascua sind die Thresher-Sharks. Die sieht man aber nur um fünf Uhr morgens wenn sie zum „Duschen“ auf 30 Meter zur Putzstation kommen. Dort warten die kleinen Putzerfische und fressen juckende Parasiten und unschöne alte Hauptschuppen von den Haien. Mit ihren langen Schwänzen gleiten die Tiere im Wasser als wäre es eine Vorführung von Schwanensee. Unglaublich schön und so faszinierend, dass man überhaupt keine Angst hat. Stundenlang möchte man Ihnen zusehen. Deshalb stehen wir am nächsten Tag gleich nochmal um vier Uhr auf um die Haie zu besuchen.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Abend chillen wir am Strand und beobachten ein paar Kinder beim Breakdancen. Das können wir auch! Oder doch nicht – zu alt, zu ungelenkig, egal. Damit sich die Kinder nicht vor Lachen anpinkeln, packen wir sie nach ein paar Versuchen ein und schleppen sie – oder sie uns? – in eine Videoke-Bar. Zwanzig Kinder, zwei Hobos, vier Liter Cola und Frank Sinatra = geile Party!
Unsere letzte Station auf den Philippinen ist Manila. Wir bekommen ein Interview mit Ed Sarao dem Boss von Sarao Motors, einem der wichtigsten Jeepney-Hersteller der Philippinen und dürfen den Arbeitern ein paar Stunden über die Schultern schauen. Den Bericht dazu gibt’s hier.
Ein letztes Halo-Halo auf der Fahrt zum Flughafen bevor unsere sechs Wochen in einem der schönsten Länder der Welt zu Ende gehen. Danke Philippinen, wir sind verliebt… – Auf nach Vietnam!

2 thoughts on “ding dong”

  1. Danke für den tollen Bericht und die wunderschönen Fotos!
    Es ist schön wieder von euch zu hören :-)
    Liebe Grüsse
    Marlene

  2. danke für´s so lange waren lassen! war wieder mal ein sehr aufbauender bericht! ich sag nur bei uns regnet es seit tagen und ich hab gefühlte 100 jahre keine sonne mehr gehabt!!
    aber im ernst, manchmal mach ich mir gedanken ob es nach so einer reise jemals wieder möglich sein wird sesshaft zu werden? aber vielleicht ist das eh ein viel zu herkömmlich biederes denken.?! na ja ihr habt zumindest die schönsten bilder für die ausgiebigsten diashows mit denen sich dann ja auch land auf land ab ganz gut geld verdienen läßt – für die nächste “reise”…. habt es weiter fein!!! ganz liebe grüße alex

Leave a Reply to Marlene Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *