Und weiter geht die Aufholjagd unseres Blogs.
Frische, angenehm kühle Luft, grüne Berge, saubere Straßen, gutes Essen und Mönche – das ist McLeod Ganj. Etwas ganz Besonderes wird dieser Ort aber durch die Präsenz eines Mannes: dem Dalai Lama.
Das kleine Dörfchen in der Nähe von Dharamsala in den Bergen hat mit dem restlichen Indien nicht viel gemein. – hier leben nicht einmal viele Inder. Es ist ein kleines Tibet in Indien. Seit „His Holiness“ 1959 nach der Besetzung durch China aus Tibet floh, ist dieser Ort seine neue Heimat und Zufluchtsort vieler Tibeter.
Schon kurz nach der Ankunft haben uns die Gastfreundschaft der Tibeter, die Ruhe und Spiritualität des Ortes in den Bann gezogen und als uns erzählt wird, dass der Dalai Lama in einer Woche eine Lesung ganz in der Nähe abhält und man daran teilnehmen kann, ist die Entscheidung statt geplanten drei Tagen, zehn Tage zu bleiben schnell getroffen.
Außer der Monastery des Dalai Lama und dem Tibet-Museum gibt es in dem kleinen Ort nicht viele Sehenswürdigkeiten. Wir verbringen die Zeit bis zu unserem Date mit dem Dalai Lama mit Meditation, Yoga, Wandern und ESSEN. Wir probieren uns durch die tibetischen Köstlichkeiten wie Momos (gefüllte Teigtaschen-am Besten sind sie bei der netten Frau am Straßenrand), Thentuk (Gemüseeintopf mit dicken hausgemachten Nudeln) und tibetischem Brot, aber auch mit Touristenschmankerln wie Apfelkuchen und echtem Cappuccino (für Martin sogar mit Schokoherzchen drauf).
Leider ist die vorherrschende Stimmung in der Gemeinde während unseres Aufenthaltes Trauer. In Delhi hat sich nämlich ein paar Tage vor unserer Ankunft ein 27-jähriger Exiltibeter selbst in Brand gesetzt und ist an den Verbrennungen gestorben. Warum? Aus Protest gegen den Besuch von Chinas Regierungschef Hu Jintao in Delhi. Er ist das Feindbild Nummer Eins für alle politisch aktiven Tibeter. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass er dem Land vorsteht, dass Tibet seit mehr als fünfzig Jahren besetzt und gewaltsam unterdrückt. Insgesamt haben sich seit 2009 knapp 40 Tibeter aus Protest angezündet. Leider werden diese Männer und Frauen als Märtyrer verehrt, weswegen bestimmt noch einige folgen werden. Überall im Dorf hängen große Plakate auf denen der brennende junge Mann im Großformat zu sehen ist. – Kein schöner Anblick, aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns in Varanasi erwartet. ( mehr dazu im nächsten Eintrag )

Mit Martin und Natalia, einem Geschwisterpaar aus Kanada, die wir beim Omelette essen – wo sonst!- kennengelernt haben, unternehmen wir eine feine Trekkingtour in die nahen Berge. Wir durchqueren „Puppy-Village“ in dem nur Baby-Tiere wohnen, verdursten fast –finden aber zum Glück eine Schule, die uns unsere Trinkflaschen mit Quellwasser wieder auffüllen lassen, verhungern fast – finden aber den einzigen Keksladen in der Umgebung, verlaufen uns unendlich oft und kommen nach neun Stunden völlig erschöpft wieder zu Hause an, aber haben wahnsinnig viel Spaß!
Das Geschwisterpärchen ist witzig, hat viele Geschichten zu erzählen und die Beiden sind unsere erste Wahl als Würfelpoker und Shitheadpartner, Biertrinkkompagnons, Abendessenunterhalter und schließlich auch unsere Begleitung zum Dalai-Lama.

Und weils so schön war, unternehmen Martin und Martin zwei Tage später gleich nochmal eine Trekkingtour zum Triund und erreichen sogar die Schneegrenze. Natalia hat Bauchweh und Martina geht lieber in die Yogaklasse.
Und weil das auch soooo schön war, muss Martina nochmal dran glauben und wir unternehmen noch eine kleine Tour. Natürlich jedesmal in eine andere Richtung aber das ist ja wohl selbstredend. Diesmal führt uns der Weg vorbei am Meditationszentrum, zu einem kleinen Getränkestand wo wir einen Hund aufgabeln, der so treuherzig schaut, dass sogar Martina ihn gern haben muss. Er akzeptiert Martin sofort als Rudelführer und weicht uns nicht mehr von der Seite. Wir finden ein schönes Plätzchen, das mit tausenden Gebetsfahnen geschmückt ist, rasten ein bisschen und verteidigen unsere Jause vor „unserem“ neuen Hund. Ok, bisschen was hat er eh abbekommen. Am Rückweg wollen wir den Hund beim Getränkestand wieder abgeben, doch dort kennt ihn niemand und haben wollen sie ihn auch nicht, geben uns aber den Tipp, dass der Hund vielleicht einem Gästehausbesitzer im Nachbarort gehört. Der besagte Nachbarort liegt zwar nicht wirklich auf unserem Weg aber einfach so zurücklassen wollen wir das 50-Kilo-Hündchen auch nicht. Können wir auch gar nicht, weil er uns auf Schritt und Tritt folgt. Im Nachbarort finden wir den Besitzer auch nicht und auch wenns garstig klingt und ich mich ein bissl schäme es zuzugeben, wir haben ihn schlussendlich bei Fremden gelassen – die uns versprochen haben den Besitzer zu finden – und sind mit der nächsten Rikscha nach Hause gedüst.

Und nun das Highlight. Trommelwirbel bitte für: Unsere 10 Sekunden mit Dalai Lama.
Der Tag auf den wir eine Woche lang gewartet haben ist endlich da! Wir treffen uns ganz aufgeregt mit Martin und Natalia zum Zappelphillipp-Frühstück und dann gehts endlich los. Vor der Monastery herrscht Jahrmarktstimmung. Gebetsarmbänder, Fächer, Schmuck und sonstiger Krimskrams werden verkauft und eine Fressbude steht neben der anderen. In die Monastery selbst dürfen nur Ehrengäste und VIP’s. Unsere Visitorpässe erlauben uns leider nur einen Platz am Boden im Innenhof. Die Stimmung ist trotzdem wahnsinnig schön und ergreifend. Mit hunderten Mönchen und ein paar anderen Touristen warten wir gespannt auf seine Heiligkeit. Trompeten ertönen und alle Anwesenden werden still. Und plötzlich hält man vor Spannung die Luft an, vergisst alles um sich herum, bekommt am ganzen Körper Gänsehaut: Da steht er. Kaum sieben Meter von uns entfernt, winkt und lächelt gütig und verschmitzt zugleich. Der Dalai Lama.
Einige tibetische Frauen haben Freudentränen in den Augen und ein Gefühl durchflutet die gesamte Monastery: Friede.
Das Teaching dauert ein paar Stunden und obwohl es auf tibetisch ist und wir nichts verstehen wirkt das „Om mani padme hum“ Tantra-Gemurmel der Mönche und des Dalai Lamas sehr beruhigend und berührend. Zwischendurch fängt der Dalai Lama immer wieder an zu kichern, warum wissen wir nicht, aber es ist definitiv ansteckend. Diese Erfahrung ist auf jeden Fall ein unvergessliches Highlight der Reise. Ist ja schließlich DER Dalai Lama, a fucking (sorry Mama) Rockstar!Darf man das böse Wort eigentlich im gleichen Satz wie Dalai Lama sagen? Egal. Schon passiert. Fotos gibt es leider keine, da das Fotografieren streng verboten war. Schade !

Unser nächstes Ziel im viel zu großen Indien ist Agra. Eh schon wissen, wo das Taj Mahal steht. Eine Nachtbusfahrt, 9 Stunden Zeit tot schlagen in Delhi und anschließenden 4 Stunden Zugfahrt kommen wir in Agra an ohne uns zerfleischt zu haben.
In Agra sind wir auch wieder im richtigen Indien. Es stinkt, ist schmutzig und die Sonne brennt uns so gnadenlos auf den Schädel, dass es uns eigentlich gar nicht freut das Hotel zu verlassen. In der Abenddämmerung ist die Sonne nicht mehr ganz so brutal und wir wagen einen Besuch beim Taj Mahal. Aber nicht klassisch mit stundenlang anstehen und 17 Euro Eintritt zahlen (obwohl Inder nur 1 Euro zahlen müssen), nur um dann von Unmengen anderen Menschen durch den Garten geschoben zu werden. Nein, das braucht sich nun wirklich niemand anzutun. Oder doch? Wir jedenfalls nicht.
Uns reicht der romantische Anblick, dieses prachtvollen Gebäudes im Sonnenuntergang von der Rückseite. In einem angelegten Park wo ursprünglich die Wasserspiegelung zur Legende des schwarzen Taj Mahal geführt hat, gleich hinter einem Fluss Yamuna, bezahlt man einen Euro Eintritt und kann dafür nahezu ungestört das Bauwerk stundenlang betrachten. Übrigens, wusstet ihr, dass ebenso der Legende nach allen beteiligten Handwerkern nach Vollendung des Taj Mahals eine Hand abgehackt wurde und die Architekten hingerichtet wurden, damit man den Bau nicht Nachahmen kann? Wenns stimmt, ziemlich fies.
Sonst haben wir in Agra nichts gemacht. Ehrlich! Nächstes Mal berichten wir von Varanasi.

 

6 thoughts on “Om mani padme hum”

  1. Das glaub ich, dass das ein Erlebnis war mit dem Dalai Lama :-)
    Der ist ja uebrigens gerade in Oesterreich!Ich hab ihn vor kurzem im amerikanischen Fernsehen gesehen&er hat mich schwer an Meister Yoda erinnert, hihi!
    Ochhh, und so schoene Fotos mit Martina vorm Taj Mahal!!!
    Liebe Gruesse
    Marlene

    1. Ja, also wenn man irgendwie die Chance hat ihn zu sehen, würde ich es tun, wobei ich nicht sicher bin ob dieses Stadthallen Superstar Ding so spirituell ist. Aber der Mann ist wirklich was Besonderes.

  2. Maaaaaahhhhhh, mag auch! Das is so fies, dass ihr uns im langweiligen, immergleichen Österreich so ein Fernweh machts! ^^

  3. marlene und der dalai lama gleichzeitig in österreich ! welch eine verbindung! ;-)
    immer wieder ein kleines abenteuer von euch zu lesen!
    lg
    alex

      1. Jaja, is scho recht ;-)
        Leider haben wir ihn nicht gesehen, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich ihn eingeplant, aber wir waren immer am anderen Ende von Österreich als er!
        May the force be with you!
        Marlene

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