Bangalore – vielfach angepriesen als die modernste Stadt Indiens. Und unser Eindruck bestätigt dies: Hochhäuser, Einkaufszentren, Frauen in westlicher Kleidung und Fast-Food-Ketten. In der Rikscha vom Bahnhof zu unserem Hotel – 90 Minuten lang dröhnedes Gehupe, gnadenloser Sonnenschein und unfassbares Verkehrschaos – fahren wir vorbei an KFC, McDonalds und Domino’s Pizza Läden. Schon der Gedanke an ein BicMacMenü lässt uns sabbern wie junge Hunde. Schweißgebadet, schmutzig und aromatisch duftend im Hotel angekommen, werfen wir nur schnell unsere Rucksäcke in die Ecke und organisieren uns ein Transportmittel zum nächsten McDonalds a.k.a „Burgerheaven“. Dumm nur, dass Martina ihre Laktose-Tabletten irgendwo verloren hat und weil ein Besuch bei McDonalds ohne einen McFlurry als krönenden Abschluss unvorstellbar scheint, wollen wir am Weg noch schnell die Tabletten organisieren. Kann ja maximal zehn Minuten dauern: Apotheke rein, Tabletten kaufen, Apotheke raus. Aber es kommt dann doch ein bisschen anders. Apotheke 1 bietet uns Abführmittel an, Apotheke zwei alle möglichen Hilfsmittel gegen Blähungen, Apotheke 3: MUTTERMILCHERSATZ! Öhm, ist schon gut, nein danke! Uns dämmert langsam, dass die Tabletten hier doch nicht so leicht zu bekommen sind und fahren ins nächste Krankenhaus. Die nette Dame an der Rezeption schickt uns nach zehnminütigen Erklärungsversuchen zu einer Ärztin. Genauer gesagt zu einer GYNÄKOLOGIN! Die gute Dame weiß zwar erstaunlich schnell,  welches Medikament wir benötigen, kann es uns aber nicht verschreiben. Dazu müssen wir zu einem Gastroenterologen. Weil dieser aber erst in zwei Stunden Dienstbeginn hat, beschließen wir etwas frustriert dann doch in der Zwischenzeit zu McDonalds zu fahren. Dort angekommen stürmen wir grinsend wie Breitmaulfrösche den Schalter und wollen unsere BigMacs bestellen, werden aber darauf aufmerksam gemacht, dass es hier kein Rindfleisch gibt. – BETRÜGER! Wir haben die Wahl zwischen verschiedensten Hühnchenburgern, Fischburger oder Käseburger. Martin gibt eine Monsterbestellung mit 3 Burgern, Pommes und Nuggets und Cola auf – das würde eine indische Großfamilie  bestimmt eine ganze Woche ernähren. Genüsslich verdrücken wir unser Fett-Zucker-Menü und obwohl es kein BigMac ist, sind wir trotzdem glücklich. Nur vom McFlurry müssen wir uns mit sehnsüchtigen Blicken vorerst verabschieden ohne nähere Bekanntschaft gemacht zu haben. (Martin verzichtet aus Solidarität bzw. eigentlich eher Mitleid)

Zum Glück ist gleich neben dem McDonalds ein anderes Krankenhaus, wo wir nach Anmeldung, Blutdruckmessen und Abwiegen der Patientin auch relativ schnell mit einem sehr netten Gastroeterologen sprechen können. Dieser erklärt uns, dass dieses Medikament (oder ein ähnliches Produkt) in ganz Indien nicht zu bekommen ist und auf unsere Frage was Inder, die unter Laktoseintoleranz leiden, als Therapie verschrieben bekommen sagt er: „Milchdiät. Just avoid milk-products“ Kein Eis? Kein Lassi? Kein McFlurry? UNMÖGLICH! Da muss eine andere Lösung her. (die wir bisher noch nicht gefunden haben) Bangalore war insgesamt ein kurzer Zwischenstopp auf unserem Weg nach Hampi und auch wenns blöd klingt, McDonalds war das Highlight unseres 36-stündigen Aufenthaltes dort. ( Deshalb auch keine Fotos )

Die Fahrt mit dem Nachtbus von Bangalore nach Hampi ist superkomfortabel mit einem neuen Bus, dafür aber ohne Tiere. Weil wir in einen üblen Stau geraten, stehen wir drei Stunden auf einer Art Schnellstraße und können in dieser Zeit supergut schlafen ohne den minütlichen Nachtbus-Schlagloch-Wecker.In Hampi angekommen erwartet uns eine atemberaubende Landschaft. Hampi mit seinen riesigen Tempelruinen und Felsen ist wunderschön und völlig zurecht ein UNESCO-Weltkulturerbe. Wir mieten uns ein Motorrad und fetzen den ganzen Nachmittag zwischen den Ruinen und den Felsen, die auf einem Gebiet von 26km2 verstreut sind, herum. Zum großen Bedauern von Martin lässt sich Martina von eine Straßenhändler für knapp 3 Euro eine Art Gitarren-Geige andrehen die nur aus zwei Seiten, einem Bambusstock und einer Kokosnuss besteht jedoch unglaublich viel Lärm macht. Gott sei Dank verliert Martina, wie immer, nach einer Woche die Lust an diesem Spielzeug und das Ding bleibt im Hotelzimmer liegen.

Beim Abendessen lernen wir zwei Reisende aus Israel kennen und haben einen superlustigen Abend, bevor die Zwei auch schon in den Nachtzug nach Delhi hüpfen.

Am nächsten Morgen stehen wir wiedermal viel zu früh auf, um den Sonnenaufgang von einem Aussichtspunkt in der Nähe zu genießen. Doch da muss man erstmal raufkeuchen um sechs Uhr morgens ohne Frühstück im Magen. Der Sonnenaufgang und der Ausblick ist dafür dann aber auch wirklich sensationell. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die sandfarbenen Felsen und die Stadt in ein wunderschönes sanftes Licht und obwohl außer uns auch einige andere Touristen bereits hier sind, ist es trotzdem sehr ruhig und eine sehr schöne Erfahrung. Den restlichen Tag lang fahren wir mit dem Motorrad durch die schöne Landschaft, halten bei einem Reisfeld und können uns dort sogar kurz mit dem Besitzer unterhalten, bevor wir am Abend schon wieder in den Nachtbus nach Goa steigen.

In Goa soll es angeblich die schönsten Strände Indiens geben. Außerdem endlich andere Touristen, damit wir mal Gesellschaft haben und BIER! Der Nachtbus von Hampi nach Goa ist leider weder schön noch komfortabel und obwohl er ohne Klimaanlage ist, frieren wir durch den Luftzug erbärmlich. Völlig durchgefroren und müde erreichen wir nach zwölf Stunden Fahrt um halb sechs Uhr morgens Goa. Dass wir Beide zu faul waren im Reiseführer nachzuschlagen weil wir dachten dass Goa aus zwei, drei Stränden und ein paar Bambushütten besteht, rächte sich nun. Goa ist ein Bundesstaat und bis nach Palolem ist es eine Stunde Fahrt mit dem Taxi (und dementsprechend teuer). Weil es aber mitten in der Nacht ist und wir müde, teilen wir uns ein Taxi mit einer Portugiesin, die in die selbe Richtung fährt. Wir kommen genau zu Sonnenaufgang am Strand in Palolem an und uns dreien schlafen erstmal die Gesichter ein. Das ist er, der schönste Strand in Indien? Nochmal schnell beim Taxifahrer nachgefragt ob das wohl eh Palolem sei, denn wir konnten es nicht glauben. Stinkende braune Wellen, Hundekacke überall am Strand und die Strandfotos im Internet hatten wohl allesamt ein paar Stunden Photoshop hinter sich. Auch die Strandbungalows sind anders als erwartet und so stapfen wir drei müde, grantig und enttäuscht erstmal frühstücken und die Lage besprechen. Unsere portugiesische Begleitung rauscht nach dem Frühstück sofort mit dem Taxi in einen anderen Teil Goas ab. Als wir uns dann endlich für einen Bungalow bzw. eine Bambushütte entscheiden ist es bereits Mittag. Dort können wir das Zimmer aber noch nicht beziehen und müssen nochmal zwei Stunden warten. Was für Martina besonders blöd ist, denn sie hat zum Busticket gratis eine eitrige Mandelentzündung dazubekommen, die stündlich unangenehmer wird. Wir fahren zur nächsten Apotheke holen Zeugs zum Gurgeln und Schmerztabletten und fragen bei der Gelegenheit nochmals erfolglos nach Laktosetabletten. Martina ist dann auch recht bald streichfähig und geht schon früh mützen während Martin die Zeit nutzt um ein bisschen zu Arbeiten. Gegen Mitternacht fällt der Strom aus, was erstmal nichts ungewöhnliches ist, da in Indien vielerorts ein generelles Problem mit der Stromversorgung besteht. Abends fällt fast überall im 30-Minuten-Takt der Strom aus. Die meisten Restaurants und Gästehäuser haben hierfür ein Notstromaggregat. – Hier nicht. Am nächsten Morgen gibt es immer noch keinen Strom. Gut, denken wir uns, dann gehen wir halt mal frühstücken, aber eine Stunde später gibt es immer noch keinen Strom. Auf die Frage wann es denn wieder Strom gäbe, bekommen wir die klassische Antwort hier in Indien „five minutes, no problem“. Dieses „five minutes no problem“ entwickelt sich sechs Stunden später und mehrmaligem Nachfragen von uns, jedoch zu einem großen Problem, da die Stromversorgung auch mit der Wasserversorgung zusammenhängt und deshalb Duschen, Hände waschen oder der Toilettengang unmöglich ist. Die Mandelentzündung von Martina macht das Ganze noch mehr zum Problem, da an Schlafen in einer Hütte mit 50 Grad ohne Ventilator unmöglich ist. Martina ist genervt, Martin ist genervt und das nächste „five minutes, no problem“ vom Bungalowbesitzer, ist der Funke der die Explosion auslöst, zumal das Restaurant und auch der Bungalow des Besitzers mit Strom versorgt sind, weil angeblich von den drei Leitungen nur die ausgefallen ist, die die Gästebungalows mit Strom versorgt. Martin und der Besitzer liefern sich eine unschöne, lautstarke Diskussion, die damit endet, dass der Besitzer uns anschreit, dass wir doch gefälligst woanders hingehen sollen und er solche undankbaren Gäste wie uns nicht brauchen kann. Martin erwidert, dass wir eh gleich auschecken jedoch nichts bezahlen. Gesagt, getan, gepackt und unter lautem „you Bastards!“ und „cheater“ Geschrei der Besitzer im Laufschritt das Gelände verlassen. Irgendwie ein gutes Gefühl die Zeche zu prellen =)

Wir haben erstmal genug von Palolem und fahren mit der Rikscha in den nahe gelegenen Ort Agonda und sind überrascht, dass wir hier für den gleichen Preis einen tollen Bungalow direkt am Strand bekommen. Der Strand selbst ist auch um ein vielfaches schöner und ruhiger und das Personal supernett. Wir essen gut, Martina kuriert sich aus und Martin verbringt Stunden mit dem Bodyboard und dem Tiroler Pärchen Gudrun und Roland im Wasser. Mit Gudrun und Roland verbringen wir dann auch einen superchilligen Abend mit gutem Essen, netten Gesprächen und einem lustigen Kartenspiel, dessen Namen wir schon wieder vergessen haben. Die zwei sind so richtig lässige Goa-Besucher wie aus dem Bilderbuch. Dreads, Vegetarier, sozial engagiert, chillig drauf und immer ein Lächeln im Gesicht. “Afoch gmiatlich”

Wir würden gerne noch ein paar Tage länger hier verbringen und uns entspannen, müssen aber zwei Tage später schon zum Flughafen um das Holi-Festival nicht zu verpassen, weswegen wir uns extra einen Flug von Goa nach Ahmedabad geleistet haben. Das Fest der Farben wird nämlich hauptsächlich im Norden Indiens gefeiert und der Weg auf Landstrecke hätte zirka 50 Stunden Zugfahrt bedeutet. Wie wir Holi gefeiert haben und vor allem wie das Ganze dann aussah, erfährt ihr bald. Viele liebe Grüße ins kalte Österreich und denkt beim Schnitzelessen an uns!

 

 

3 thoughts on ““BASTARDS” !!”

  1. Ja Martin & Martina ihr zwei….. jetzt hab ich mich doch noch endeckt auf eurer tollen Hompage….. also mein Hinterhaupt sozuagen. Danke dass ihr euch an unsere Abmachung gehalten habt…. grins…. und nicht meine Visage publik gemacht habt im www. Ab heute werde ich natürlich zu meiner INGRID, Gudrun sagen…voll witzig…(haben viel gelacht) Natürlich auch mit euch…am beach…es war sehhhhr nett und entspannt.
    Das Kartenspiel heist “Schnellen” oder im Tiroler dialekt “Schnoin”. Danke nochmal und ein fettes Omnamashiva zu euch ins ferne Landl….passts auf euch auf…..

  2. Hallo ihr 2!
    Na, da habt ihr ja wieder viel Aufregung hinter auch, Tablettensuche, Mandelentzündung, Zeche prellen, uiuiui!Und so schoene Fotos wieder :-)
    Bin schon gespannt auf den Bericht vom Fest der Farben!
    Liebe Gruesse
    Marlene

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