Holi Farben am Markt von Ahmedabad

„Happy Holi!“ rufen sie und rennen auf uns zu. Wir sehen nur noch eine Wolke aus leuchtenden Farben und Hände, die uns ebendiese ins Gesicht schmieren. Es ist Holi und das Sonntagsgewand lässt man an diesem Tag besser zu Hause im Schrank. Holi, das indische Frühlingsfest, das am Vollmondtag des Monats Phalguna (Februar/März) gefeiert wird ist das „Fest der Farben“. Grund des Festes ist die Botschaft vom Sieg des Frühlings über den Winter und der Triumph des Guten über das Böse. Außerdem sollen die Menschen an diesem Tag alte Streitigkeiten begraben und sich versöhnen. An Holi sind alle Schranken durch Alter, Geschlecht, Kaste und gesellschaftlichem Status aufgehoben. Alle feiern ausgelassen miteinander und reiben sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und grellem Puder – das Gulal genannt wird –ein. Das Farbpulver wird traditionell aus Blüten, Kräutern und Wurzeln hergestellt, heutzutage werden leider auch oft synthetische Farben verwendet, die zum Teil sogar schädlich sein können.

Farbenschlacht bei Holi

Wir feiern Holi in Amehdabad. Obwohl wir eigentlich vorhatten das traditionelle, religiöse Holi kennenzulernen, landen wir zuerst bei einer kleinen Privatfeier wo Jugendliche und ihre Eltern schon in knallbunten Farbwolken versinken. Wir werden herzlich willkommen geheißen und schwupps, schon hat Martina rosa Haare und Martin ein neongrünes Hemd. Immer noch auf der Suche nach dem spirituellen Holi ziehen wir kurz darauf weiter und landen bei einer Art Studentenfestival. Der vom Hotelbesitzer angepriesene „Raindance“ entpuppt sich als ein bisschen anders als erwartet. Anstatt Gläubigen, die um ein Feuer tanzen, mit Farbpulver umher werfen und zu Trommelklängen für Regen singen, gibt es eine Tanzfläche, auf der es „regnet“, aus Boxen dröhnen die Bollywood-Charts und eine knallbunte, kreischende Horde, die tanzt und lauthals mitgröhlt. Kinder und ihre Eltern, Jugendliche und ihre Clique und Studenten mit ihren Freunden, alle sind hier und beschmieren sich gegenseitig mit leuchtend grellen Farben. Auch wir haben vorgesorgt uns tags davor an einem der vielen kleinen Wagen auf denen sich die Farbberge türmten mit Gulal in neonrosa, neongrün und knallgelb eingedeckt. Wir waren also gut vorbereitet auf die Farbenschlacht und jeder „Happy Holi-Angriff“ wurde von uns sofort mit einer Handvoll buntem Pulver erwidert.

junge Farbverkäuferin in Ahmedabad

Wir stürzen uns in die Menge, tanzen mit den anderen, bis wir pitschpatschnass sind. Als uns die Menge wieder ausspuckt sehen wir aus wie ein Gemälde moderner Kunst. Wir setzen uns erstmal bibbernd in die Sonne zum Trocknen und holen uns bei der Essensausgabe vegetarisches ,indisches Chili-con-Carne, Cremeschnitten und zum Abschluss noch ein Eis. Das Eis besteht eigentlich nur aus geschredderten Eiswürfeln, die vom netten Verkäufer mit den Händen zu einer Art Schneeball geformt werden und mit leckerem Sirup knallbunt eingefärbt wird. Indien, das ohnehin schon sehr farbenprächtig ist, toppt heute nochmal alles. Besonders die Kinder und Jugendlichen genießen das Farbenfest in vollen Zügen, weil sie sich an diesem Tag einmal so richtig einsauen dürfen. Zur Mittagszeit wird die Musik abgedreht und alle machen sich auf um das Gelände zu verlassen. Ein bisschen erstaunt, dass das Fest schon vorbei ist machen wir uns auch auf den Weg zurück ins Stadtzentrum. Wir sind zwar eingefärbt vom Scheitel bis zur Sohle, aber genug haben wir noch lange nicht. Doch auch im Stadtzentrum ist die Farbschlacht schon zu Ende gegangen. Wir finden zwei neonrosa Marktfrauen, kaufen noch ein bisschen pinkes Gulal und fahren zu Binjal. Binjal haben wir am Vorabend kennengelernt und sind eingeladen worden Holi mit ihr und ihren Freunden gemeinsam zu feiern.

Gegenangriff

Binjal ist 13 Jahre alt, eine gute Schülerin und will später mal Tänzerin in Bollywoodfilmen werden – oder Choreografin. Dort angekommen sind alle Kinder der Nachbarschaft noch fleißig dabei mit den Farben zu spielen. Wir werden von dutzenden Kinderhänden begrüßt, die unseren Gesichtern den hundertsten Anstrich verpassen und uns „Happy Holi“ ins Ohr brüllen. Die Wasserpistole des Jungen aus der Nachbarschaft schießt in neongrün und schon sind wir wieder pitschpatschnass. Martina schnappt sich eine Handvoll rosa Pulver und rennt ihm hinterher so schnell sie ihre FlipFlops tragen. Ein kalter Guss am Rücken lässt sie ahnen, dass sie nicht nur Jägerin sondern gleichzeitig auch Gejagte ist. Wasserbomben und grelles Pulver von allen Seiten. Wir haben viel Spaß! Mitten in unserer Farbschlacht werden wir vom Bezirkshauptmann in sein Büro auf einen Caj eingeladen. Eigentlich wollen wir lieber weiter mit den Kindern Holi feiern, aber da es unhöflich ist die Teeeinladung abzulehnen, sagen wir zögerlich zu. Kurz darauf sitzen wir wie zwei nasse Kanarienvögel mit fünf sauberen Männern im Büro des Bezirkshautmannes und diskutieren über die Müllsituation in Indien. Ob die Herren uns in unserem Aufzug ernst genommen haben, ist fraglich. Zurück im Hotel ist erstmal ausgiebiges Duschen angesagt, doch auch nach einer Stunde schrubben sind die Farben zwar blasser, aber immer noch deutlich sichtbar. Pinke, silberne, grüne und blaue Farbflecken bleiben noch ein paar Tage an uns haften und lassen uns bei jedem Blick in den Spiegel lächelnd in den Holi-Erinnerungen versinken. Das traditionelle Holi haben wir diesmal zwar leider nicht miterleben können aber das moderne Holi ROCKT! =) Wir hoffen auch ihr hattet ein buntes Osterfest.

Leider ist zu Hause ein geliebter Mensch von uns gegangen daher wäre es falsch sich feiernd zu präsentieren wo es nichts zu feiern gab. Bitte daher um Verständnis, dass wir mit dem Blog einige Wochen hinterher hängen.

Hier die Fotos und Video von unserer Holi Feier. Viel Spaß !

 

 

 

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